Crashkurs Lektion 6: Mann fährt gegen Baum. Tot. Über den Sinn und Unsinn von Stakkato-Journalismus.
Bild-Redakteure neigen nicht zum schwafeln. In Deutschlands meistverkaufter Tageszeitung hat die Hälfte der Sätze vier Wörter oder weniger, im Schnitt sind es zwölf. Einfach und verständlich – das Erfolgsrezept der Zeitung. Dennoch: Bei vielen ist der Stil verpönt. Sprachlich langweilig, abgehackt, auf Dauer monton. Asthma-Journalismus.
Zu Unrecht. Richtig eingesetzt, ist der Stakkato-Stil für jeden Redakteur ein wertvolles Instrument.
Nehmen wir folgenden Text: „Der Fahrer eines Pkw war auf eine Allee mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs, als er in der Folge die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und frontal gegen einen Baum prallte. Die Rettungskräfte konnten nur noch seinen Tod feststellen.“ Klar, das ist präzise, aber auch langsam und schwerfällig. Die Bild-Kollegen würden es so formulieren: „Zu schnell. Mann fährt gegen Baum. Tot.“ Und genau hier liegt eine große Stärke kurzer Sätze, sie sind nicht bloß verständlicher und kommen schneller auf den Punkt, sie nehmen auch mehr Fahrt auf!
Die Kunst besteht darin, das Tempo im Text zu variieren – so wie es ein guter Komponist mit einem Musikstück macht. Kurze schnelle Sätze, manchmal auch nur ein Wort, wenn es dramatisch werden soll. Und dann wieder langsamere, ausführlichere Passagen. Auf die Mischung kommt es an.
Crashkurs
Aus dem Redaktionsalltag: An dieser Stelle geben abwechselnd Thomas van Laak und Jörn Lotze Tipps rund ums Corporate Publishing.