Das UNICEF-Foto des Jahres 2014 stammt von Insa Hagemann und Stefan Finger. Im Dezember erhielten beide die renommierte Auszeichnung. Fotografen aus 70 Ländern hatten ihre Arbeiten eingereicht. In ihrer Reportage „Wanna have Love?“ zeigen Insa Hagemann und Stefan Finger die Folgen des Sextourismus auf den Philippinen. Dabei geht es ihnen nicht um die Lage der Prostituierten, sondern das Schicksal der von westlichen Freiern gezeugten Kinder.
Wer hat eigentlich das Foto gemacht: Du oder Stefan? Das habe ich nicht mal meinem Vater erzählt, als er im Krankenhaus lag. Es war eine Gemeinschaftsarbeit. Wir haben insgesamt fünf Kinder porträtiert, da sind viele Porträts entstanden. Und nur eines konnte gewinnen.
Wo kann man sich die ganze Reportage ansehen? Wir planen gerade ein Buch über das Projekt. Dort veröffentlichen wir die ganze Geschichte mit vielen Fotos und Hintergrundinfos. Der Gewinn fließt an die Hilfsorganisation Preda. Auf www.wannahavelove.de halten wir Interessierte auf dem Laufenden.
Wie seid Ihr eigentlich auf die Philippinen gekommen? Stefan war früher schon mal dort. Er hatte damals Menschen porträtiert, die auf Müllhalden leben. Wir waren nun gemeinsam im April 2014 vier Wochen unterwegs. Es war uns sehr schnell klar, dass wir das Thema Sextourismus aus Sicht der betroffenen Kinder zeigen wollen.
Das weiße Kind auf dem Foto steht im Abseits … Die Kinder von weißen Vätern werden wegen ihres Aussehens stigmatisiert und gehänselt. Und ihre Mütter werden als Prostituierte gesehen, egal ob sie es tatsächlich sind oder einem anderen Beruf nachgehen. Die Philippinen sind ein streng katholisches Land, bis vor einem halben Jahr durfte man offiziell nicht einmal verhüten. Trotzdem ist Prostitution hier sehr verbreitet, aber eben auch sehr verteufelt.
Was möchtet Ihr vor allem ausdrücken: Mitgefühl oder Kritik? Wir waren emotional schon sehr nah an den Kindern dran. Aber wir möchten vor allem darauf aufmerksam machen, dass tausende westliche Touristen das Land bereisen, weil Sex dort billig ist, ohne sich Gedanken über die Folgen zu machen. Die meisten Kinder haben kaum eine Chance, ihren Vater kennenzulernen.
Wie habt ihr den Kontakt zu den Kindern hergestellt? Über „Preda“, eine Hilfsorganisation, die sich für die Rechte von Kindern und Prostituierten einsetzt. Wir haben aber auch allen Leuten auf der Straße ständig von unserem Projekt erzählt. So kamen zwei weitere Kontakte zustande.
Was bedeutet dir die UNICEF-Auszeichnung? Das ist schon ein Hammerpreis, einer der renommiertesten Preise überhaupt! Und wir sind auch überrascht über die vielen Anfragen in den letzten Monaten, die meisten beziehen sich aufs Thema. Eine Frau wollte sogar das Kind auf unserem Bild adoptieren. Das ist lieb gemeint, schießt aber doch über’s Ziel hinaus.