Am 18. Juni ist Preisverleihung beim Best of Corporate Publishing (BCP) in München. Doch was passiert eigentlich hinter den Kulissen? Wie laufen die Jurysitzungen ab? Wir haben vier Juroren gefragt.
Zum Schmökern kommt man in den Jury-Sitzungen meistens nicht, es hat eher was von einem Speed Dating. Aber man kann sich trotzdem einen guten Eindruck verschaffen. Die Juroren achten sehr auf die Inhalte – Texte, Themen-Mix, Headlines – und auf die Gestaltung: Kann ein Magazin dich visuell packen? Ich achte viel auf Fotos und Typografie. Bei den meisten Heften sind sich in der Jury alle schnell einig: hopp oder topp. Aber es sind immer ein paar Sachen dabei, die polarisieren. Da verteidigst du dann deine Favoriten. Und jedes Jahr findest du ein, zwei Hefte, die dich ehrfurchtsvoll staunen lassen. Wie zum Beispiel das wunderbare Magazin der Bayerischen Staatsforsten.
Jan-Peter Hinrichs, Pressesprecher NORD/LB, Hannover
Während der Jurysitzung wird ein ordentliches Tempo vorgelegt: Für die Entscheidung, ob eine Publikation überhaupt in die engere Auswahl kommt, müssen wenige Minuten reichen. Danach ist der Stapel auf dem Tisch viel kleiner und die übrig gebliebenen Titel werden intensiver analysiert. Tatsächlich hat jeder Juror einen anderen Blickwinkel. Ich setze zum Beispiel die Marketing-Brille auf und achte sehr darauf, ob mich das Konzept im Hinblick auf Zielsetzung und Zielgruppe überzeugt. Die Journalisten in der Runde legen den Fokus ganz klar auf die Textqualität: Wie gut sind die Headlines? Wie informativ sind Artikel aufbereitet? Bei vielen Titeln herrscht Konsens: Preiswürdig – oder eben nicht. Um manche Publikationen wird aber ganz schön gerungen. Zum Beispiel, weil das Layout absolut überzeugen kann, die Themenauswahl aber beliebig erscheint.
Irina Wolk, Konzernmarketing EWE
Ich habe meine Jurygruppen immer in großer Einigkeit erlebt – wenn um es auf die Auswahl für die Shortlist geht. Zu den Kandidaten, die es nach Auffassung der Jury nicht verdient haben weiterzukommen gibt es schnell Konsens. Durchaus unterschiedlich jedoch sind die Meinungen zu den Favoriten: Wer hat die Klasse für Gold, bei wem reicht’s nur für Silber? Da wird mitunter hitzig diskutiert. Was für mich besonders zählt: Wie sieht das Verhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei den eingereichten Medien aus? Wenn beispielsweise auf dem Bewerbungsbogen die Rede davon ist, dass die Macher des Mediums viel Wert auf Dialoginstrumente legen, es sich aber weit und breit kein Leserbrief, kein Link, keine Kommentarfunktion findet, dann kommt das bei mir nicht so gut an.
Dr. Stefanie Marx, Corporate Communications, Deutsche Telekom
Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich in München bei der Jury-Sitzung war. Wir haben im Flughafen getagt von früh bis spät. Bis auf eine kleine Mittagspause wurde die Zeit voll ausgenutzt. Pro Kategorie gab es trotz Vorauswahl viele Publikationen zu sichten. Und jede Publikation wurde vom gesamten Team begutachtet. Die Hauptkriterien: innovative Ideen hinsichtlich Gestaltung und Format, Qualität von Bild und Text. Die Wahl musste gut begründet werden. Da war es schon gut, wenn man einige Erfahrungen über aktuelle Entwicklungen mitbringen konnte. Gelernt habe ich damals, dass die Gestaltung und die Fotos wichtiger sind als der Text. Ich selbst habe mich auch sehr von den Bildern faszinieren lassen. Am Ende brummte mir aber schon ein wenig der Kopf, als ich im Flieger zurück nach Hannover saß.
Chris Förster, Abteilungsdirektorin Unternehmenskommunikation VGH