Mit Jan Düfelsiek haben wir schon einige Male zusammengearbeitet. Jetzt hat der 26-jährige Bielefelder am europaweiten Fotowettbewerb des TV-Senders Sky „Master of Photography“ teilgenommen – und gewonnen. Wie ist es, als Fotograf selbst vor der Kamera zu stehen? Wie konnte er die Jury überzeugen? Und was hat er als nächstes vor? Wir haben mit dem Master of Photography gesprochen.
Du arbeitest als professioneller Fotograf. Warum hast du an einer Talent-Show teilgenommen? In der letzten Staffel hat ein ehemaliger Kommilitone von mir mitgemacht. Der hat mich auf die Idee gebracht, mich für dieses Jahr auch zu bewerben. Das habe ich gemacht – und es hat geklappt.
Wie ist der Wettbewerb abgelaufen? Die Dreharbeiten haben Mitte Januar 2019 angefangen. Wir haben auf einem Landgut außerhalb von Rom gedreht – da gibt es ein eigenes Restaurant, ein Hotel und auch eine Eventlocation, die als Studio genutzt wurde. Das Ganze hat bis Mitte März gedauert. Wir waren insgesamt acht Leute aus ganz Europa, jede Woche gab es neue Aufgaben – und jede Woche ist einer rausgeflogen. Das ist schwierig, weil man wirklich zusammenwächst – es ist nicht wie bei Germany’s Next Topmodel, wo Teilnehmer gegeneinander ausgespielt werden. Bei dem Wettbewerb geht es wirklich um Fotografie und die Leistung der Teilnehmer.
Was war besonders herausfordernd? Es war insgesamt eine total intensive Zeit. Man ist über einen langen Zeitraum völlig isoliert, immer mit den gleichen Menschen zusammen – und obendrauf auch noch der Wettbewerbsstress. Mit einem vierköpfigen Kamerateam im Rücken unter höchstem Druck arbeiten zu müssen, immer mit dem Wissen, dass es die letzte Aufgabe sein könnte – das ist natürlich eine extreme Situation. Normalerweise steht man als Fotograf ja hinter der Kamera …
Was hat dir Spaß gemacht? Meine Komfortzone zu verlassen. Außerdem hat es mich fasziniert, mit den ganz Großen der Branche zusammenzuarbeiten. Neben der dreiköpfigen Jury aus Oliviero Toscani, Mark Sealy und Elisabeth Biondi gab es jede Woche einen Gastfotografen, der uns unterstützt und begleitet hat. Da waren zum Beispiel Martin Schoeller und Rankin dabei.
Womit hast du die Jury überzeugt? Man gewinnt den Wettbewerb nicht mit einem einzigen Bild. Es geht im Finale darum, die beste Gesamtleistung zu haben. Ich glaube, dass man als Porträtfotograf einen großen Vorteil hat, weil viele Aufgaben mit Personen in Verbindung standen. Die Tatsache, dass ich relativ flexibel arbeite und mich für jedes Genre begeistern kann, hat definitiv auch geholfen.
Was hast du mit dem Preisgeld vor? Ich bin ja noch am Anfang meines Berufslebens. Das Geld gibt mir eine super Möglichkeit, zu starten und Herzensprojekte voranzutreiben. Dann möchte ich natürlich auch in neues Equipment investieren. Aber es ist ja nicht nur das Geld: Der Wettbewerb ist ein super Sprungbrett und eine tolle Möglichkeit, Leute kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Man bekommt viel öffentliche Aufmerksamkeit. Dass so viele Leute meine Arbeiten sehen können, freut mich total.
Du bist jetzt Master of Photography – was ist dein nächstes Ziel? Ich möchte jetzt weiter an Projekten arbeiten und noch einmal für etwas längere Zeit nach London gehen, um dort zu fotografieren. Ich freue mich auf alles, was noch kommt – in unserem Beruf ist es ja gerade schön, dass man nie weiß, was passiert.